Apple schaut bei App-Vermarktung genauer hin – tapjoy im Visier

Gestern berichtete das englischsprachige Internetblog TechCrunch über Apples Reaktion auf die Vermarktung von Apps via tapjoy. Nutzer können durch das Downloaden von Apps, Befreunden von App-Herausgebern auf facebook und die Nutzung verschiedener kostenpflichtiger Dienstleistungen virtuelle Währungen erhalten, die sie zum Beispiel in Freemium-Spielen zum Weiterspielen nutzen können. Dazu wird in der werbenden App ein Link auf eine Unterseite gesetzt und mit „Coins kostenlos“ oder „Coins free“ beworben. Klickt der Spieler auf den Link, öffnet sich die tapjoy Seite mit den aktuellen Angeboten.

tapjoy-Integration in eine iPad App
Beispiel einer tapjoy-Integration in eine iPad App von Glu: Samsung und Glu selbst zahlen mit virtuellen Goldstücken dafür, dass Nutzer sie auf Facebook befreunden, weitere Angebote enthalten das Ansehen von Werbeclips für Apps oder die Nutzung kostenpflichtiger Dienste. In dieser Angebotsübersicht finden sich keine direkten Downloadangebote – es gibt sie aber.

Wenn der Nutzer nun eine der beworbenen Apps lädt, erhält die Publisher-App Geld und der Spieler ein paar Coins. Die beteiligten Apps kommen immer wieder in unterschiedlicher Zusammenstellung vor – so wird eine Art Werbe-Kreislauf geschaffen, der die beteiligten Apps in den Downloadzahlen deutlich nach vorne bringt. Wenn eine App über diese bezahlten Downloads dann in die Charts kommt, bedeutet das üblicherweise eine Menge zusätzlicher Downloads, weil die App nun für alle Nutzer des App Stores sichtbar wird. Wir beobachten, dass relativ häufig auch Apps in die Charts kommen, die von den Nutzern sehr negativ bewertet werden. Wer sich also gewundert hat, wie das sein kann, hat nun eine Antwort auf seine Frage.

Die App Store Verantwortlichen sehen dieses Verfahren zunehmend als eine Störung im App Markt an. Aus diesem Grund gibt es bereits einige Apps mit tapjoy Integration, die aus dem App Store entfernt oder garnicht erst zugelassen wurden. tapjoy hat deshalb das Verfahren umgestellt und öffnet nun eine HTML-Seite, um dort die Angebote zu bewerben.

Die „bezahlten“ oder „belohnten“ Downloads erreichen eine besondere Bedeutung, weil man mit ihnen für wenige Cent pro Download die App Store Charts erheblich beeinflussen kann. Für die Entwickler heißt das aber auch, dass die Qualität ihrer durch tapjoy oder anderer bezahlten Downloads gewonnenen Nutzer unterdurchschnittlich ist. Denn der Nutzer lädt die App nicht aus Interesse an der App selbst, sondern weil er oder sie die Punkte oder Coins im aktuellen Spiel nutzen möchte. Daraus resultiert, dass diese Downloads im Schnitt kaum aktive Nutzer erzeugen. Das ist wichtig, wenn man überlegt, dass der App-Herausgeber hier pro Download einen festen Betrag zahlt.

Insofern hakt dieses System nicht nur für Apple, sondern auch für die App-Herausgeber, denn heruntergeladene und sofort wieder gelöschte Apps machen auch den Entwickler nicht auf Dauer glücklich.

Wie auch immer das tapjoy-Bannen von Apple weitergehen wird, Eines bleibt klar. Wer heute eine App veröffentlicht, muss Marketing für seine App machen. Dafür muss Geld eingeplant werden und es hilft, sich im App-Marketing von Experten beraten zu lassen.

(Markus Burgdorf)

 

 

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