Schnäppchen-Apps in der Löschungsgefahr – App-Herausgeber müssen umdenken
In den letzten Monaten hat die Zahl der Schnäppchen-Apps, also Apps, die allein andere Apps empfehlen, stark zugenommen. Apple will nun gemäß ihrer Nutzungsbedingungen (§ 2.25) einen Riegel vorschieben, denn eigentlich sind Apps, die andere Apps empfehlen, untersagt. Warum Apple diese Apps in der Vergangenheit so massenweise zugelassen hat, ist – wenn man die Nutzungsbedingungen für Entwickler liest, unverständlich.
Zuerst hat es jetzt die App von AppShopper getroffen, die zusammen mit FreeAppaDay sozusagen das Urgestein der Empfehlungs-Apps ist. AppShopper hatte bereits frühzeitig Listen erstellt, wo man sehen konnte, welche Apps gerade reduziert, neu erschienen oder vorübergehend kostenlos sind. Weitere werden folgen – und das wird jedes mal eine Überraschung sein, denn Apple kündigt solche AppStore-Entfernungen in der Regel nicht Wochen vorher an.
Dieses Verhalten von Apple ist verständlich, denn schon lange beherrschen diese Empfehlungs- oder App-Marketing-Apps den Markt für Apps – und für Entwickler wird es immer teurer, wenn sie zu einem bestimmten Termin in einer der Empfehlungs-Apps erscheinen möchten. Preise von 10.000 bis 20.000 Euro pro Tag bescheren den Herausgebern der Empfehlungs-Apps hohe Umsätze und Gewinne. Denn die Kosten einer solchen App sind gering – und durch virale Effekte können alle diese Apps inzwischen auf Millionen App-Nutzer verweisen, die ihre App installiert haben.
Das eigentliche Problem liegt aber darain, dass die Nutzer nicht sehen können, wer hier zahlt und was eine wirkliche Empfehlung ist. Und so kommt auch bei FreeAppaDay und den anderen mittlerweile auch eine Menge Mittelklasse zur „Empfehlung“ – so lange der App Herausgeber dafür ordentlich zahlt. Ein beliebter Trick ist es auch, die AppStore-Nutzer zu täuschen, indem bei dauerhaft kostenlosen Apps (oft mit teuren In-App-Käufen) den potenziellen App-Nutzern mitgeteilt wird, dass diese Apps nur kurzzeitig kostenlos seien. Per Push-Nachricht auf die Geräte der Nutzer wird dieser Aussage noch Nachdruck verliehen.
App Agency hat eigene Seiten mit App-Empfehlungen im Netz, allerdings aufgrund der Bestimmungen von Apple Entwicklungsprojekte zur Erstellung eigener Apps eingestellt und in der Folge keine eigenen Apps im App Store veröffentlicht.
Das hat zu interessanten Verhaltensweisen anderer Firmen geführt. So wurden die Namen der bereits seit 2010 eingeführten Internetprojekte der App Agency, wie App-des-Tages oder App-kostenlos oder Apps-free von anderen Firmen kopiert, um unter gleichen Namen eigene Empfehlungs-Apps zu veröffentlichen. Besonders dreist zeigt sich die AppTraffic GmbH mit der vor zwei Wochen erschienenen App Appkostenlos, die nicht nur den Namen unserer Seite nutzt, sonders auch das Farbschema, das Vorgehen und einige Inhalte kopiert hat.
App-Entwickler und App-Herausgeber müssen umdenken
Wir haben in den letzten Monaten unseren Kunden in der Beratung immer wieder gesagt, dass diese Einmal-Aktionen, die von einigen Marketing-Apps für viel Geld verkauft werden, für Bezahl-Apps nur eine sehr begrenzte Wirkung haben. Sie verpuffen, wie ein platzender Luftballon.
Markus Burgdorf, App-Experte von App Agency ergänzt: „Solche Aktionen lohnen sich nur für dauerhaft kostenlose Apps, die sich über In-App-Käufe finanzieren und so gut sind, dass die App-Nutzer gerne bereit sind, per In-App-Kauf die Weitertentwicklung der App zu unterstützen. Für bezahlte Apps muss man sehr genau überprüfen, ob eine solche Gratis-Aktion vor allem zu den verlangten Preisen angemessen und erfolgversprechend ist.“
App-Vermarktung heute ist nichts anderes als klassisches Produkt-Marketing und Produkt-PR. Einmal-Aktionen verpuffen zu schnell und verbrauchen zuviel Geld, was man besser für den langfristigen Marken-Aufbau einer App nutzen sollte.
„In unserer täglichen Arbeit mit Apps sehen wir sich wiederholende Fehler, die App-Herausgeber machen“, so Burgdorf, „das fängt mit der Platzierung im App Store an, geht weiter über den Präsentationstext im App Store, Übersetzungen, Kundendienst, etc. Die Liste ist zu lang, um sie komplett aufzuzählen.“ Dabei wäre gerade hier mit verhältnismäßig geringem Einsatz von Ressourcen schon ein Grundstein für den zukünftigen Erfolg einer App zu legen. „Wenn die Hausaufgaben gemacht sind, kann man sich an das App-Marketing machen, nicht erst Marketing und dann sehen, wo man nachbessern muss, weil es nicht klappt.“
App-Herausgeber sollten verstehen, dass sie digitale Produkte vermarkten. Diese Produkte benötigen kontinuierliche Vermarktungs- und Unterstützungsmaßnahmen. Spezialisierte App Agenturen, die auf die jeweilige App eingehen und nicht nur ihre Bausteine verkaufen, wie es leider oft üblich ist, werden mit den Auftraggebern zusammen ein richtiges Konzept erstellen, welches eine klare Zielsetzung hat und mit den enthaltenen Maßnahmen die App mittel- bis langfristig zu einem Dauererfolg führen wird.
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